Wappen der Hamburgischen Bürgerschaft

Dr. Christel Oldenburg MdHB

25.01.2021 16:50 Kategorie: Kolumne

Corona und die verzwickten Folgen – Hamburgs aktuelle Strategie bei Kitas und Schulen


Grafik: Ausbildungswerkstatt für Mediengestalter Digital und Print im Pfalzinstitut für Hören und Kommunikation.

Auch in Hamburg sinken die Nachweiszahlen einer Infektion mit dem Corona-Virus, dennoch steht die Befürchtung im Raum, dass neuere Mutationen des Virus mit einer höheren Ansteckungsgefahr einhergehen könnten – die Behörden in Hamburg bleiben daher vorsichtig und orientieren sich in ihren Maßnahmen an den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) vom Dienstag vergangener Woche.
Generell sollen die Lockdown-Beschränkungen in der aktualisierten Corona-Eindämmungsverordnung bis zum 14. Februar fortgeführt werden – schwierig gestaltet sich dabei die Umsetzung in den Hamburger Kitas und Schulen, hier kommt es auch zu Kontroversen über den richtigen Weg. Generelles Ziel bleibt es, an Kitas und Schulen die Zahl der zu betreuenden Kinder zu senken.
Ab heute (25. Januar) gelten in Hamburg zusammengefasst folgende Regeln

für Kindertagesstätten:

Ab dem 25. Januar 2021 sind die Kindertagesstätten grundsätzlich geschlossen. Die Schließung gilt nicht für Kinder mit einem dringlichen sozialpädagogischen Förderbedarf.

  • Eltern werden weiterhin dringlich dazu aufgerufen, ihre Kinder grundsätzlich zu Hause zu betreuen.
  • Für Eltern, die unbedingt auf eine Betreuung ihrer Kinder angewiesen sind, bleiben die Kitas im Rahmen einer erweiterten Notbetreuung geöffnet.

Die erweiterte Notbetreuung wird gewährt für Kinder,

  • deren Eltern in der Daseinsvorsorge tätig sind bzw. deren Tätigkeit der Aufrechterhaltung der wichtigen Infrastrukturen oder der Sicherheit dient (zum Beispiel Polizei, Feuerwehr, Krankenhaus, Pflege, Eingliederungshilfe, Versorgungsbetriebe)
  • die aus familiären Gründen oder aufgrund besonders gelagerter individueller Notfälle auf eine Betreuung angewiesen sind
  • deren Eltern alleinerziehend sind.

für Schulen:

  • An den Hamburger Schulen wird bis zum 14. Februar 2021 weiterhin Distanzunterricht erteilt. Das heißt, dass die Schülerinnen und Schüler im Regelfall zuhause lernen. Es wird ausdrücklich an alle Eltern appelliert, ihre Kinder nicht zur Schule zu schicken.
  • Nur Eltern, für die es keine andere Betreuungsform gibt, haben die Möglichkeit, ihre Kinder weiterhin zur Schule zu schicken, wo sie unter pädagogischer Anleitung angemessen betreut werden.
  • Schulen, die aktuell hohe Anmeldequoten haben, gehen in diesem Sinne aktiv auf ihre Elternschaft zu und wirken darauf hin, die hohen Anmeldequoten zu reduzieren.

Bei dieser schwierigen Situation bleiben Kritik und gegensätzliche Positionen nicht aus:
Einer Einschätzung zufolge gibt es noch immer keine abschließend gesicherten Daten darüber, ob und in welchem Umfang Kitas und Schulen als signifikante Infektionsherde zu betrachten sind. Hamburgs Schulsenator Ties Rabe etwa verfolgte bisher einen vorsichtig einschränkenden Kurs mit dem Ziel, die Kitas und Schulen möglichst umfassend offen zu halten. Dahinter steckt auch das Bestreben, die negativen bildungspolitischen Konsequenzen etwa für Kinder aus finanzschwachen Familien zu minimieren.  
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hingegen geht davon aus, dass eine schulische »Normalität« angesichts der Pandemie nicht durchzudrücken ist und alternative Modelle – vom Wechsel- bis zum Fernunterricht – nötig sind, um das Pandemiegeschehen einzudämmen.
Viele Eltern wiederum fühlen sich überlastet mit der Aufgabe, ihre Kinder zuhause zu betreuen oder beim Distanzunterricht (Homeschooling) zu unterstützen, dabei gar noch selbst im Home-Office ihrem Beruf nachzugehen und nebenbei den Haushaltsalltag zu organisieren. Entsprechend argumentiert der Landeselternbeirat und weist darauf hin, dass

  • bei allen Entscheidungen auch die Kinderrechte in Bezug auf deren Recht auf Bildung, Spiel und Beteiligung mit einbezogen werden müssen.    
  • sowohl die soziale, emotionale wie auch finanzielle Last bei der Eindämmung des Pandemiegeschehens nicht zum größten Teil bei den Familien liegen darf.
  •  der Schutz des Kita-Personals und die Verminderung von Betreuungszahlen in den Einrichtungen auch über sozial verträglichere und solidarischere Wege, als einen eingeschränkten Notbetrieb gelingen kann.

Die Situation ist also gekennzeichnet von gegensätzlichen Erwartungen, Befürchtungen und Interessen; wir werden wohl noch weiterhin damit leben müssen, dass es keine perfekte Antwort gibt auf die Frage, wie Kitas und Schulen in Corona-Zeiten ihren Aufgaben nachkommen können.
Immerhin zeichnet sich ab, dass Behörden, Pädagogen und Eltern gemeinsam ernsthaften Willens sind, der verzwickten Lage Herr zu werden – etwas anderes bleibt uns aktuell auch gar nicht übrig.

Christel Oldenburg