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Dr. Christel Oldenburg MdHB

07.06.2021 16:59 Kategorie: Kolumne

Höchstwert im Wohnungsbau: Mehr als 11.000 Fertigstellungen im letzten Jahr


Foto: wm

Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen hat kürzlich bekannt gegeben, dass im Jahr 2020 in Hamburg 11.269 neue Wohnungen fertiggestellt werden konnten. Das sind knapp 15 Prozent mehr als noch 2019 und der höchste Wert seit 1974. 31 Prozent der Neubauwohnungen sind öffentlich gefördert. Der Wohnungsbaumotor in Hamburg lief also auch unter Pandemiebedingungen auf Hochtouren.

?Entsprechend zufrieden ist denn auch Dr. Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen: »Die anhaltend hohen Fertigstellungszahlen sind der klare, konkrete Erfolg unserer kooperativen Wohnungsbaupolitik. Jede einzelne der mehr als 11.000 fertiggestellten und bezogenen Wohnungen bedeutet ein neues Heim für Singles, Familien oder Seniorinnen und Senioren.

Gleichzeitig helfen die neuen Wohnungen dabei, den Anstieg der Mieten in unserer Stadt insgesamt zu bremsen und den angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten. Mit den vielen Fertigstellungen ernten wir kontinuierlich die Früchte unserer gemeinsamen Anstrengungen im Bündnis für das Wohnen seit 2011.

Zusammen haben wir in Hamburg in diesen zehn Jahren fast 77.000 neue Wohnungen geschaffen. Dieser Kurs erfordert erhebliche Kraftanstrengungen und Ausdauer auf allen Seiten. Ich danke den Unternehmen der Wohnungswirtschaft dafür, dass sie auch unter den Pandemiebedingungen des Jahres 2020 ihren Beitrag mit so großem Engagement geleistet haben.« ??

Unter den 11.269 im vergangenen Jahr fertiggestellten Wohneinheiten sind 3.472 geförderte Wohnungen mit sozialer Mietpreis- und Belegungsbindung. Das entspricht einem Anteil von rund 31 Prozent. Betrachtet man nur die 9.384 fertiggestellten Wohnungen im Geschosswohnungsbau, so machen die geförderten Wohnungen rund 37 Prozent aus.

Damit liegt ihr Anteil deutlich über dem im Bündnis für das Wohnen vereinbarten Drittel. Seit 2011 sind insgesamt 21.752 neue geförderte Wohnungen fertiggestellt worden. ??Mit der Zahl der jährlich genehmigten Wohneinheiten überschreitet Hamburg regelmäßig die 2016 eingeführte Zielmarke von 10.000, die Senat und Bezirke im Bündnis für das Wohnen mit der Wohnungswirtschaft vereinbart haben. So auch im Jahr 2020, in dem 10.007 Wohneinheiten genehmigt wurden.  ?

Allerdings wird es in den kommenden Jahren sehr schwer werden, diese hohen Neubauzahlen weiterhin zu erreichen – die Ursache liegt nicht in möglichen Pandemiebeschränkungen, sondern in den nahezu unkontrolliert explodierenden Preisen für Holz und Baustoffe. In den USA und in China boomt die Bauwirtschaft, entsprechend hoch ist die Nachfrage in den beiden Ländern nach Baumaterial.

In den USA ist Holz aus Europa wesentlich günstiger als heimisches Material. Zudem stehen wegen Corona viele Holzproduktionsstätten in den USA still. Das schürt die Nachfrage nach Material aus Europa und treibt die Preise in exorbitante Höhen. Preissteigerungen von bis zu 60 Prozent sind keine Seltenheit. Vor allem deutsches Fichten-Schnittholz ist in den Staaten beliebt.

Zudem haben die USA es noch immer nicht geschafft, ihre angespannten Geschäftsbeziehungen zum bisher größten Holzlieferanten, Kanada, soweit vertraglich zu festigen, dass die Holzimporte aus Kanada wieder reibungslos funktionieren.

Unter diesen Bedingungen herrscht bei den bundesdeutschen Forstbesitzern natürlich eine entspannte Zufriedenheit, das hohe Preisniveau bei nahezu allen Holzprodukten gleicht die derben Einkommenseinbußen der letzten Jahre durch Dürre, Windbruch und Schädlingsbefall zumindest etwas aus.

Kaum noch kalkulieren können jedoch die Gewerke im Wohnungsbau für eine halbwegs seriöse Angebotserstellung; Zimmerleute etwa müssen nahezu wöchentlich mit steigenden Preisen rechnen – wenn sie denn überhaupt beliefert werden. Von den Holzlieferanten bekommen viele Betriebe derzeit regelmäßig Absagen, Bestellungen könnten gar nicht oder erst sehr viel später geliefert werden.

Außerdem legten sich die Holzlieferanten aufgrund der angespannten Lage auf dem Holzmarkt nicht mehr auf beständige Fixpreise fest.

Unter diesen Bedingungen wird es natürlich auch in Hamburg sehr schwierig werden, die bisher hohen Wohnungsbauzahlen wieder zu erreichen. Eine Entspannung der Preisentwicklung auf dem Baustoffsektor ist momentan nicht abzusehen – vorläufig bleibt da nur das Prinzip Hoffnung.

Christel Oldenburg